Monat: September 2017

Georges Simenon, Der Kleine Heilige

Erschienen bei diogenes als Taschenbuch mit einem Titelbild von Picasso.

Wer liest ihn noch? Meist kennt man auch nur seine Hauptgestalt: Kommissar Maigret. Kaum bekannt sind aber seine Non-Maigret-Romane. Richtige Psychos, in denen man sieht, wie es arbeitet. Der „kleine Heilige“ ist eins von sechs Kindern einer allein erziehenden Mutter und Gemüsehändlerin, die so schlecht und recht, aber doch mit viel Gefühl und Liebe ihre Kinder durchzubringen versucht. Auch die Liebe, die körperliche Liebe ist ihr nicht fremd und wichtig. Der einzige Raum, in dem die Familie lebt und in dem alles passiert, schlafen, leben, lieben, sterben, ist durch Vorhänge abgetrennt . Und durch Löcher im Vorhang lernen die Kinder von der Mutter „wie es geht“, so daß der große Bruder mit der kleinen Schwester es wohl auch dann und wann mal versucht.

Der kleine Heilige sieht, nimmt alles auf und erduldet. Und wenn man ihn in der Schule schlägt, erduldet er, aber er sagt es niemandem. Und so bekommt er den Spitznamen „der kleine Heilige“. Eines Tages bekommt er Stifte geschenkt und er malt, als hätte er nie was anderes getan. Die Bilder, die er malt, sieht der Zeichenlehrer in der Schule. Hochachtung zollt er ihm und hofft, daß er weiter zeichnet. Neben seiner Leidenschaft, dem Malen und Zeichnen, geht er auf den Großmarkt. Von dem Verdienten gibt er einen großen Teil der Mutter, seinen Teil spart er für Farben und Malzeug, denn Bilder sind in ihm, die er unbedingt noch zu Papier bringen will.

Auf diesen knappen 140 Seiten zieht eine Welt in Paris auf, wir sehen, wie die Mutter jeden Tag in der Frühe zum Großmarkt zieht und abends mit anderen Männern zurückkommt. Der große Bruder zieht ins Leben und wird des Lebens nicht Herr und deshalb anfängt zu stehlen und später im Krieg fallen. Die Zwillinge, die einfach verschwinden. Zwanzig Jahre vergehen wie im Flug. Und irgendwann kann sich Louis, so der Name vom kleinen Heiligen, von diesem Leben lösen und in die Welt ziehen – um Künstler zu werden.

Janosch, Sandstrand

Buchumschlag

Erschienen bei Beltz&Gelberg, ISBN 3407 807589

Wo ist der phantasievolle Fabulierer Janosch? Der Autor der Tigerente und oh wie schön ist Panama… und all die anderen phantasievollen Kinderbücher oder auch die Bücher für die Großen: „Cholonek…“ oder „Sacharin im Salat“?

Sandstrand ist 1979 erschienen und handelt vom alten Mann Karl, der das junge aber überall so verdreckt ist Mädchen Elia aufgabelt und mit ihr säuft und bumst und sich überreden läßt (auf seine Kosten, denn „ich hab kein Geld“ nach Italien zum Sandstrand zu fahren, den weißen Sandstrand, den Elia so liebt, der aber überall so verdreckt ist mit Plasteflaschen und anderem Unrat. Und Elia dort immer wieder verschwindet, aber reumütig zu Karl zurückkehrt, weil der alles bezahlt, mit ihm schläft und ihn dafür mit einem Tripper, einer tollen Geschlechtskrankheit beglückt. Ab und an kriegt Karl keinen mehr hoch vor Schmerzen, da er im letzten Krieg einen Granatspltter abbekommen hat.

Und immer wieder sind die beiden auf der Suche nach dem „Sandstrand“. Bis sie eines Tages in einem Kriegscamp, in dem lauter Versehrte untergebracht sind, sich in den Armen liegen – und sich trennen. „Aber da waren kine Tränen in ihren Augen, und er fuhr weg und sah den Zug durch eine bildlose Landschaft fahren und in der Ferne verschwinden.“

Janosch! Ist das das Ende?