Monat: Mai 2016

Andre Herzberg – Der Rocker aus Pankow

herzbergWer kennt ihn nicht, den Sänger von der Gruppe Pankow, Andre Herzberg.

Seit über 30 Jahren ist er Musiker. Und er ist der Frontmann von „Pankow“. Ein berühmter Titel  “ Inge Pawelczik “ entstand gleich auf der ersten Platte. Paule Panke, Hans Im Glück folgten. Er war  im Musik-Olymp. Neben City, den Puhdys und Karat.

Nach den langen Jahren des Tourens gab es für Herzberg eine Pause nach der Wende, nicht ganz freiwillig. Die Band Pankow löste sich auf. Jahrelang verdiente er nichts. Und er mußte psychotherapeutisch betreut werden. Alle Nähe fern heißt das Ergebnis, um sich seiner Vergangenheit bewußt zu werden. Herzberg schreibt die Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie in so kurzen überzeugenden Sätzen, die Literatur sind, als hätte er noch nie was anderes gemacht.

Andre Herzberg wurde 1955 im damaligen Ostberlin geboren. Und so führt uns der Erzähler seines Romans durch die Zeit. Als Sohn sehr linientreuer Eltern, die bis zur Selbstaufgabe die  kommunistischen Ideale inhaliert haben und so aus der englischen Emigration zurückkamen, die jüdische Familenvergangenheit an der Gardrobe abgaben, um nicht aufzufallen und Repressalien zu erleiden und so den sozialistischen Alltag lebten.

Es ist ein Erlebnis, wenn er uns in die Vergangenheit seiner Familie mitnimmt. Der Ausflug ins Kaiserreich zu seinen Großeltern ist genauso spannend wie die Reise ins Nachkriegsdeutschland. Jedem Carepaket wurde nachspioniert, Mutter Lea wird Staatsanwältin, Vater Paul avanciert zum Parteijournalisten. Das Paar bekommt drei Kinder. Die Eltern verlieren ihre Liebe als der dritte Bruder, der Erzähler des Buches, geboren wird.

Paul hat eine neue Frau, die Parteistrafe nimmt er stoisch hin. Ehebruch ist für einen  Genossen verboten. Die Mutter stürzt sich in ihre Arbeit. Erst zu ihrem Lebensabend  bekennen die Eltern wieder zu ihrem Jüdischsein.

Die Großeltern, Heinrich und Rosa, haben nach einer langen Flucht vor den Nazis eine elende Zuflucht in New York gefunden. Heinrich hat als Freiwilliger im 1.Weltkrieg gedient, hat als Fabrikbesitzer Wohlstand erreicht und mußte doch alles aufgeben als die Nazis an die Macht kamen. Später erhält er eine Entschädigung und zieht zu seinem ältesten Sohn nach Südafrika.

Der Roman kommt wie ein nüchterner Bericht daher, aber es zeigt sich, dass diese Art zu schreiben ein Glücksgriff ist, und man bedauert, dass 300 Seiten über ein Leben in der DDR sehr schnell vorbei sind. Ganz persönliche Einblicke in ein Künstlerleben.

ISBN 9783548288109

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